Eine kleine Philosophie über Texte und Stil
Mein tiefes Interesse und Anliegen gilt dem sprachlichen Stil von Texten. Und zwar sowohl von erzählenden wie von erklärenden Texten. Ich habe Literatur im europäischsprachigen Bereich in ihrer Entwicklung seit der Antike studiert auf die Aspekte der Textgestaltung, Perspektivik, Figurenführung, Zeitdarstellung, Lauterzeugung und vieler Elemente, die man als das begreifen könnte, was erzählerischen Stil ausmacht.
Dabei hege ich einen intensiven Respekt vor dem Autoren mit seinen Besonderheiten, Abweichungen, aber auch bei seinem Umgang mit Erzähltraditionen. Man wird bei mir seltenst erleben, dass ich einen Stil geradebügeln möchte, eher umgekehrt, dass ich Elemente, die dem entkommen sind, in diesen Stil einfange. Mein Umgang mit sprachlichem Stil ist eng verbunden mit der Wirkung, die ein Text beim Lesen erzeugt: ich achte sehr darauf, ob mögliche Leser hier nicht Missverständnisse entwickeln könnten, die den Text und seine Aufnahme unnötig belasten würden.
Auch wissenschaftliche Texte werden so von mir betrachtet, nur mit dem Dreh, dass ich sie als einen eigenen Stil verstehe. Wissenschaftliche Texte sollten sich dem Leser möglichst mühelos erschließen, auf ihre entscheidenden Punkte und Erkenntnisse hinweisen und mit nichts von der Argumentation ablenken.
Zudem sollte es Spaß machen, sie zu lesen, das steigert ihre Vermittlungsleistung. Ich habe das bei meinem Studium konsequent entwickelt und gerade für die sprachliche Form und Darstellung immer mehr ausdrückliches Lob erhalten. Und meine Texte wurden dann auch gelesen und verstanden.
Ich bitte an dieser Stelle davon abzusehen, mich beauftragen zu wollen, dass ich Texte sprachlich aufmotze. Ich lehne es ab, Texte mit unnötigen Verkomplizierungen, Fremdwording, Überpseudonymisierungen und Satzschachteln zu überkleistern. Ein Text den ich lektoriere erscheint hinterher einfacher ohne dabei an argumentativer Kraft einzubüßen.